Bereits nach 45 bis 90 Minuten ist der «Speicher» im Gehirn voll – auch bei Erwachsenen. Kinder erreichen diesen Punkt deutlich früher. Eine Faustregel besagt: Kinder können sich etwa doppelt so viele Minuten konzentrieren, wie sie alt sind. Bei einem zehnjährigen Kind bedeutet das rund 20 Minuten. Danach braucht das Gehirn eine Pause, um weiterarbeiten zu können.
Längeres Durchhalten bringt selten bessere Resultate. Im Gegenteil: Ohne Pausen sinkt die Aufnahmefähigkeit rapide. Die Nervenzellen im Gehirn sind dann nicht mehr bereit, neue Informationen zu verarbeiten. Stattdessen entstehen sogenannte «Überlagerungen»: Neues verdrängt Altes – oder umgekehrt.
Pausen helfen, solche Blockaden zu vermeiden. Denn beim Unterbrechen sortiert und verarbeitet das Gehirn die Eindrücke. Besonders gut merken wir uns übrigens den Anfang und das Ende einer Lerneinheit. Deshalb sind mehrere kürzere Lerneinheiten mit Unterbrüchen oft effektiver als eine lange Sitzung.
Schon eine kurze Unterbrechung von fünf Minuten kann Wunder wirken: Fenster öffnen, tief durchatmen, etwas trinken, sich bewegen – das reicht oft, um neue Energie zu tanken. Nach etwa eineinhalb Stunden ist jedoch eine längere Erholungspause nötig: 15 bis 20 Minuten, um ein Konzentrationstief zu überbrücken. Wer mehrere Stunden gelernt hat, braucht noch mehr Abstand – eine richtige Auszeit von einer bis eineinhalb Stunden.
Wichtig dabei: In der Pause sollte der Lernstoff bewusst «vergessen» werden. Also keine Wiederholung oder Diskussion über den Inhalt, sondern wirklich abschalten – im besten Fall mit Bewegung an der frischen Luft.
Manchmal sind Kinder (oder auch Erwachsene) so vertieft, dass die Zeit vergessen geht. Dieser Zustand, oft als «Flow» bezeichnet, fühlt sich gut an – aber auch dann sind Pausen wichtig. Denn wer zu lange konzentriert bleibt, riskiert, aus dem Gleichgewicht zu kommen: Die Leistungsfähigkeit sinkt unmerklich, der Frust steigt später umso mehr.
Es lohnt sich also, gemeinsam gute Rhythmen zu entwickeln: Konzentration und Erholung im Wechsel. So bleibt das Lernen gesund, wirksam – und auch die Motivation steigt, weil es sich einfach besser anfühlt.